Jahreshauptversammlung des FSV

Jahreshauptversammlung des FSV

Der Windsack über der Vereinsgaststätte auf dem Domberg über Bad Sobernheim flatterte heftig. Und auch im Saal hatten die Themen wenig mit Fliegerromantik zu tun, sondern mehr mit harten und manchmal unangenehmen Fakten. Die allgemein in der Gesellschaft verspürte Krise des Ehrenamtes ist nun auch unübersehbar beim Flugsportverein Sobernheim (FSV) angekommen. Ein hoher Arbeitsanfall steht der Bereitschaft und der Möglichkeit vieler Vereinsmitglieder entgegen, sich zu engagieren.

Hoher Arbeitsanfall macht Sobernheimer Fliegern Sorgen

In einem eindringlichen Appell wandte sich der FSV-Vorsitzende Bruno Rhein an die über 40 Fliegerinnen und Flieger, die zur Jahreshauptversammlung erschienen waren.

„Der heutige Lifestyle wird auch den FSV zwingen, Konsequenzen zu ziehen. Die Unterhaltung und der Betrieb des Flugplatzes, die Wartung des Flugzeugparks und die fliegerische Ausbildung erfordern jährlich erfahrungsgemäß über 5000 Arbeitsstunden. Wenn die nicht mehr ehrenamtlich von den Mitgliedern erbracht werden, können sie teilweise im Auftrag und gegen Entgelt erledigt werden. Aber das würde unseren Verein nachhaltig verändern!“

Denn ein Club, in dem vor allem Betuchte ihrem Hobby frönen, wolle man nicht werden. Rhein: „Der FSV hat wie andere Vereine auch eine gesellschaftliche und soziale Verantwortung, insbesondere gegenüber Jugendlichen. Der wollen wir auch weiterhin nachkommen.“ Deshalb gelte es jetzt unverzüglich, das Engagement der Aktiven zu erhöhen. Er werde nach über 20 Jahren im Amt des Ersten Vorsitzenden bei den Wahlen im kommenden nicht mehr antreten.

Krise des Ehrenamtes auf dem Domberg spürbar

Auch der 2. Vorsitzende Dr. Felix Welker bedauerte gesellschaftliche Entwicklungen und Überangebote an Freizeitaktivitäten, welche den Flugsport in seiner bisherigen Vereinsstruktur gefährdeten: „Früher verbrachten ganze Familien ihre Wochenenden auf dem Flugplatz – diese Zeiten sind vorbei. Die meisten Mitglieder müssen sich heutzutage ihre Zeit zwischen Hobby und Familie gut einteilen. Das geht auf Kosten des Vereins.“

Trotzdem seien 2019 über 4800 Arbeitsstunden geleistet worden, davon allein 1300 in der Vereinsgaststätte. Zehn Fluglehrer und 19 Flugleiter hätten zusammen über 1200 Arbeitsstunden erbracht. Und man habe auch reichlich Spaß gehabt auf dem Domberg, nicht zuletzt als Gastgeber zahlreicher Pilotinnen und Piloten aus ganz Deutschland, die Kurse des am Platz angesiedelten Landesverbandes des Deutschen Aero-Clubs besuchten. „Wir sind durchaus Botschafter unserer Stadt und unserer Nahe-Region“, sagte Welker. „Das wird über Bad Sobernheim hinaus auch wahrgenommen.“

Eine gute Nachwuchsbilanz konnte Ausbildungsleiter Dr. Thomas Rathmann vorlegen. 27 Flugschüler stünden auf seiner Liste. Sechs hätten im vergangenen Jahr ihre Ausbildung beendet, fünf seien neu hinzugekommen. „Fliegen und unser Verein sind nach wie vor attraktiv – an Nachwuchs fehlt es nicht“, so Rathmann.

In sportlicher Hinsicht zauberte vor allem der Streckensegelflug Lächeln auf die Gesichter der Pilotinnen und Piloten. Bei der online und dezentral erfassten Leistungsbilanz führte für die Sobernheimer der 19jährige Jonathan Sutor, der im vergangenen Jahr auch als jüngster Fluglehrer der Vereinsgeschichte seine Ausbildungstätigkeit auf dem Domberg aufgenommen hatte. Mit 4780 km Strecke und 107 Stunden in der Luft führte er deutlich vor vier anderen, älteren Fluglehrer-Kollegen, zu denen auch sein Vater Frank Sutor zählt. Jonathan nahm – nicht zum ersten Mal – als Anerkennung für seine Leistungen den großen Von-der-Eltz-Pokal entgegen, mit dem der FSV jedes Jahr seinen wettbewerbsbesten Piloten ehrt.

Für engagierte Wortmeldungen sorgte die Diskussion um die richtige Zukunftsstrategie des FSV. Man müsse sich den Herausforderungen stellen – darin war man sich einig. Es fragte sich nur, ob eine Einschränkung des Vereinsangebots die richtige Antwort sei, begleitet vom Ersatz ehrenamtlicher Tätigkeiten durch bezahlte Dienstleister, oder ob vielmehr eine Ideen- und Engagementsoffensive die Probleme lösen könne.

Flugzeugpark wird angepasst

Für Kontroversen sorgten auch Vorschläge, sich angesichts des Wartungsaufwandes von zwei Segel- und einem Motorflugzeug zu trennen. Man einigte sich schließlich, den Doppelsitzer Ka7 – ein älteres Modell von 1961 – abzugeben. Weitere Einschränkungen soll es vorerst nicht geben. Die Modernisierung seines Flugzeugparks will der FSV fortsetzen.

Die unüberhörbaren Alarmrufe schienen diesmal die FSV’ler aufzurütteln. Sie suchen jetzt nach Ideen und Strategien, um aus dieser Situation herauszukommen und bestenfalls durchzustarten. Wer sie und den Flugplatz Domberg kennenlernen will, ist jeden Mittwochabend beim Fliegerstammtisch in der Vereinsgaststätte willkommen.